Selbstverständnis
(Stand März 2025)
Wir, Naturtrüb e.V., sind ein feministisches Kollektiv aus Bielefeld, das sich vielfältig engagiert. Als studentische Initiative 2019 gegründet wollen wir vor allem selbstorganisiert kollektiv erarbeitete Texte und Zeichnungen von FLINTA* veröffentlichen. In den vergangenen sechs Jahren haben wir drei Bücher (Naturtrüb Magazin 1, 2 & 3) und einen immerwährenden Wandkalender herausgegeben, unzählige Lesungen gegeben, Partys und Ausstellungen gestaltet, Podiumsdiskussionen, Vortragsreihen, Workshops und Seminare organisiert, einen gemeinnützigen Verein gegründet und dabei alles selbstorganisiert konzipiert, geplant, recherchiert, geschrieben, illustriert, finanziert, redigiert, gestaltet, gezeichnet, lektoriert, publiziert, vertrieben usw.
Ziel unseres Engagements ist es, als FLINTA* gemeinsam eine Plattform zu schaffen, die es uns ermöglicht, unsere Positionen vertreten und publizieren zu können. Zusammen möchten wir so Diskurse anstoßen, die in unserer patriarchalen Welt oft vergessen werden. Im Vordergrund steht der emanzipatorische Gedanke, sich als FLINTA* in einem sicheren Rahmen auszutauschen, zu vernetzen und sich selbst als politisch handlungsfähig zu erleben. Die Formen unseres künstlerischen und wissenschaftlichen Ausdrucks reichen dabei von Essays und Abhandlungen über Erzählungen und Lyrik bis hin zu Illustrationen, Zeichnungen und abstrakten Malereien. Auch unsere Gestaltung von Schrift, Layout und Grafik spiegelt dabei unsere feministische Haltung wider und experimentiert mit verschiedenen Publikationsarten. In der Entstehung unseres Magazins und anderer Veröffentlichungen ist ein gemeinschaftliches Arbeiten zentral. Unsere Publikationen sind dadurch das Ergebnis eines kollektiven Prozesses, in dem FLINTA*, die in verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Feldern verortet sind, ihre Arbeiten gegenseitig inspirieren, kritisieren und gemeinsam etwas Neues erschaffen.
Wir verstehen uns als leidenschaftliches Kollektiv mit einem großen solidarischen Netzwerk, das offen bleiben möchte für neue Mitglieder und das auch Gastautor*innen/Gastkünstler*innen Platz in Veröffentlichungen macht. Dadurch schaffen wir sowohl ein niedrigschwelliges Angebot für das Erleben demokratischer Prozesse und Entwicklungen als auch die Möglichkeit, eigene Erfahrungen in einen öffentlichen politischen Diskurs einzubringen.
Bei unserer Arbeit soll ein Schutzraum entstehen, in dem FLINTA* in den Austausch treten können: über Interessen, Wünsche, Wut, Kritik und über geteilte und nichtgeteilte Erfahrungen, die wir aufgrund von verschieden Sozialisierungen, Herkünften, Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten, sozioökonomischen Realitäten und Familienkonstruktionen, unterschiedlichen körperlichen und psychischen Voraussetzungen machen. Wir versuchen, ein Raum zu sein, in dem wir lernen, unsere eigenen Erfahrungen in strukturelle und politische Systeme einzuordnen und überlegen, wie wir sie in Form von Texten und/oder Bildern einer Öffentlichkeit vermitteln können. Ganz nebenbei lernen alle Kollektivmitglieder so voneinander politische und feministische Theorie und Praxis sowie die Vermittlung dieser.
Es ist uns wichtig, auch innerhalb unseres Kollektivs Meinungspluralität und Kontroversen miteinander auszuhalten, um Raum für solidarischen, respektvollen und offenen Austausch zu schaffen. Wir versuchen so, feministische Grabenkämpfe beiseitezulegen, ohne sie zu ignorieren oder unsere persönlichen feministischen Perspektiven zu homogenisieren. Unsere Diskussionen führen wir dabei immer auf der Grundlage geteilter Grundwerte: Wir möchten einen antirassistischen und antifaschistischen Feminismus leben, der sich gegen Antisemitismus sowie jegliche Form des Ausschlusses aufgrund körperlicher, religiöser, sexueller oder sozialer Merkmale wendet. Wir erkennen den strukturellen und historischen Charakter von Diskriminierung an und wir wollen auf persönlicher wie gesellschaftlicher Ebene zu deren Bekämpfung beitragen. Dafür bemühen wir uns, ein hierarchie- und barrierearmer Safer Space für FLINTA* mit unterschiedlichsten Diskriminierungserfahrungen zu sein. Dazu gehört für uns auch, einen angstarmen Raum zu gestalten, in dem alle mitgenommen werden, egal welches Vorwissen vorhanden ist. Wir freuen uns, von- und miteinander zu lernen und (gemeinsam) verschiedene Perspektiven zu entdecken. So führen wir auch ein Glossar über Begriffe aus dem feministischen Diskurs und bemühen uns um eine wertschätzende Kommunikation untereinander. Dazu gehört, Raum für alle möglichen Fragen und zum Ausprobieren zu schaffen – es muss nicht immer alles perfekt sein.